Lernstrategie

Der Vorbereitungskurs


Lernstrategie


Die erste wahre Geschichte

Einst, nach einer der schwierigsten mündlichen Testate während der gesamten Vorklinik, dem sog. Kopf-Testat in Anatomie, hüpfte ich gut gelaunt die Treppen vom Leichensaal runter, direkt vor die Füße jener männerknieschmelzenden Kommilitonin namens Sonja D., welche da stand wie ein Häuflein Elend.

Und? fragte sie matt mit hängenden Ohren. Bestanden? – Aber locker grinste ich ...der Dr. Dr. (K.) hat mich grad ganz blöd angeguckt, dann schallend gelacht und gebrüllt ich solle verschwinden! – Wieso?! – Oooch... als der nach 3 Fragen meinte, ich hätte mit Bravour bestanden, habe ich geantwortet: Ach kommen Sie, Doppeldoktor, ich hab‘ jetzt 6 Tage gelernt wie ‘n Blöder; also stellen Sie gefälligst noch ‘n paar Fragen! – Spinner! meinte die hinreißend Bekleidete, sich dabei für einen kurzen Moment alle Niedergeschlagenheit aus dem Gesicht grinsend. Und Du? Sofort welkte ihr Antlitz wieder zurück und sie schüttelte nur gesenkten Blickes ihren langmähnigen Lockenkopf. Wann ist Nach-Testat? – In 6 Tagen, kam tonlos. - Wirst Du’s bis dahin schaffen? Fragte ich prüfenden Auges. Betretene Stille folgte auf ihr kleinlautes Nein.

Ich ließ die gesamte Situation gemessen auf mich wirken – auch, um sie ihre Ausweglosigkeit und Verzweiflung bewusst erleben zu lassen – und horchte währenddessen in mich. Dabei schossen mir spontan die Bilder jenes gewaltigen Apoplektes durch den Kopf, welchen 2 Jahre zuvor meine Oma erlitten hatte, sodass der Stationsarzt im Krankenhaus ihr damals ohne Umschweife sagte: Gute Frau, Sie werden nie wieder alleine gehen, geschweige denn alleine leben können! Sie müssen in ein Pflegeheim!
Auch ich hatte bis dato noch niemals zuvor eine derart extreme Hemiplegie gesehen. Daraufhin erlebte ich zum ersten mal, wie meine Oma, eine Kriegswitwe, die ihr ganzes Leben immer autark und selbstbestimmt gelebt hatte, in lautes Schluchzen ausbrach; was mir natürlich sehr nahe ging.
Ich, zu der Zeit meinen Zivildienst in eben dieser Klinik grad hinter mich gebracht und noch gut 3 Monate Zeit bis zu meinem, mir per ZVS fest zugesagten Studienplatz, horchte kurz in mich und sagte dann aus dem Bauchgefühl einer tiefen Ahnung heraus laut und deutlich: Oma! Wenn Du die nächsten Wochen ganz genau das tust, was ich sage, wirst Du in 3 Monaten wieder alleine laufen und zurück in Dein Haus können.
Alle im Raum schauten mich blöd an, der Arzt sogar empört! Doch ich ließ mich nicht verunsichern. Aber nur unter einer Bedingung, setzte ich fort und sah ihr dabei fest in die Augen: Du musst alles tun, was ich verlange, alles! Widersprichst Du mir auch nur ein Mal, bin ich weg! – Jajaja, war ihre hastig bettelnde Antwort. Da ich wusste, wie sie tickt, wiederholte ich laut und eindringlich meine Worte und forderte sie in Gegenwart aller Anwesenden im Krankenzimmer auf, mir ihr Ehrenwort zu geben. Das tat sie. Daraufhin legte ich sofort los. Zugleich war jener Stationsarzt mit verächtlich säuerlicher Miene aus dem Krankenzimmer gestampft.

Bestimmt wär‘ es jetzt für einige von Ihnen interessant, würde ich hier nun detailliert schildern, was ich alles getan habe in jenen Tagen und Wochen danach, doch das sprengte den Rahmen der Geschichte. Nur so viel: Meine Oma hat mich zig mal verflucht in all der Zeit. Aber: 3 Monate später lief sie mit weit von sich gestreckten Armen aufrecht und freudig stolz strahlend aus der Reha, mit nur noch einem leichten Knick in der linken Hüfte!
Und genau derselbe Arzt, den ich mit ihr direkt danach in jener Klinik extra nochmals aufgesucht hatte, rief schon von weitem feierlich Frau...: Sie sind ein medizinisches Wunder! – Ich wär‘ ihm beinahe an die Gurgel gesprungen, diesem Idioten! Denn es war eben kein Wunder! Sondern härteste Arbeit! Allerdings das Ganze endlich einmal strategisch klug sowie mit medizinischer Weitsicht angepackt!

Ganz im Gegensatz zu all jener unsagbar dummen und auch geistig faulen weil kurzsichtigen Therapie-Scheiße nach Schema F, die ich während meiner Zivizeit in eben dieser Klinik erlebt und mir dabei unzählige Male die Haare gerauft hatte – in Fassungslosigkeit vor so viel schwachsinniger ‘Therapie‘ im Umgang mit frisch apoplektierten Patienten. Und genau daran hat sich bis heute nicht wirklich 'was geändert. Zumindest nicht das alles Entscheidende! Das nämlich, was ich damals eben anders weil mit Verstand und auch mit dem absolut vorrangigen Ziel, der Patientin langfristig helfen zu wollen, angepackt hatte.
6 Jahre lang konnte meine Oma so nochmals alleine leben! Und mit einer Gehhilfe sogar Spaziergänge von mehr als einem Kilometer absolvieren... alleine! Doch glauben Sie, dass auch nur ein einziger und insbesondere jenes Krankenhauspersonal mich jemals gefragt hatte, wie ich das bloß angestellt habe?

Mit dieser kurz aufblitzenden Erinnerung im Hinterkopf fragte ich also jene Sonja: Soll ich Dir helfen? Dankbares Nicken mit treuherzig großen aber auch völlig ratlosen Augen kam zurück. Ich laß auf ihrer Stirn, dass sie keinen Schimmer hatte, wie ich das denn bloß an-stellen wolle. Ihre Vorstellung war wohl einzig, ich würde ihr ein paar Tipps geben und mich dann schnell wieder vom Acker machen.

Lange und eindringlich schaute ich ihr in die Augen, und sagte dann in ernster Miene: Gut, ich helfe Dir. In 3 Tagen wirst Du alles drauf haben! – 3 Tage??? Wie soll das denn gehen?!!, war ihre völlig verdatterte Reaktion. Doch, werden wir! Aaaber: ich helfe Dir nur unter 2 Bedingungen:
Leicht misstrauisch blickte sie auf. Erstens: wir machen es so und nur so, wie ich es sage! Und zweitens: Wenn wir angefangen haben, wirst Du es auch mit mir durchziehen! Du wirst mir nicht nach einem halben oder nach anderthalb Tagen Sätze sagen von wegen, das ginge so nicht und Du müssest anders lernen und haust mir dann ab!
Mit wunderlich verdattertem und zugleich völlig erschlagen dankbarem Gesicht gab sie mir das Ehrenwort, welches ich mit demselben Nachdruck von ihr einforderte, wie bei meiner Oma einst.

Meine Ahnung war nicht unbegründet: alle 2 Stunden lag sie mir ab da kurz aufjammernd in den Ohren von wegen, mit dieser meiner Herangehensweise würden wir es niiie schaffen und wieso ich diesen Lernstoff denn nur so kooomisch anpacken würde, blablabla... und wollte jedes Mal ihre Sachen packen. Und jedes Mal musste ich sie mit der Faust drohend an ihr Ehrenwort erinnern.
Nur deswegen, nur weil sie total Panik hatte vor dem Nach-Testat, und nur weil sie keinen anderen Weg sah, blieb sie die folgenden Tage am Küchentisch in meiner kleinen Studentenwohnung. Noch nach 2½ Tagen (übrigens à 12 Std ohne größere Pausen!) jammerte sie weil kein Ende des Tunnels aus ihrer Sicht.

Kurz vor Ende am dritten Tag klappte ihr plötzlich die Mandibel ‘runter, schaute mich fassungslos an und stammelte: Das gibt’s nicht...! Ich hab alles drauf! Ich grinste natürlich triumphal. Woher wusstest Du, dass es so geht?, schob sie genauso verdattert und doch nun erstmals im Timbre voller Bewunderung hinterher. Ganz einfach: immer dann, wenn ich bei so ‘was riesige Schwierigkeiten hatte, es dann aber irgendwann endlich doch noch kapiert hab, frag‘ ich mich rückblickend immer: „Verdammt, wie hätte man mir das zeigen und erklären müssen, sodass ich schon nach wenigen Minuten den Überblick kriege und somit folglich genau weiß, wie ich ein Thema strategisch angehen muss und es somit lernerisch viel schneller drauf kriege?!“

Ich drillte sie dann zwar noch einen weiteren Tag, und so wurde sie vollends sicher in ihrem Wissen und Können, doch erst an diesem vierten Tag kam der entscheidende Satz von ihr. Nämlich warum ich diese Geschichte Ihnen hier überhaupt erzählen möchte. Und das rief die Hübsche dann sogar gleich mehrmals:
Hey..., grinste sie mehr als nur imponiert, aber auch launig überrascht, ...so macht‘s Lernen ja richtig Spaß?!! – Tja..., bizepste ich, so pauken der Thomas und ich schon seit einem Jahr zusammen. – Ich will mitmachen!, kam ad hoc. Nix da!, retournierte ich, aber such Dir schleunigst jemand anderes. Und lern ab heute und für alle Zeiten nur noch so! Und bitte: such Dir ‘ne Chick. Mannekens würden ja doch nur alle verrückt bei Deiner erotischen Ausstrahlung! Mit knallrotem Gesicht schmiss sie lachend ein Buch nach mir.


Eine zweite wahre Geschichte

Kurz vor meinem Physikum einst gab ein frisch approbierter Arzt an meiner Uni (erstmals?) einen Anatomie-Crashkurs. An 6 Abenden von 17 bis 22 Uhr mit 1 kurzen Pause saßen dabei mehr als 250 Studenten in einem Hörsaal. Und in einem Satz: die 200 DM damals pro Person hatten sich absolut gelohnt. Der Typ war phänomenal! Ein erstaunlicher Nebeneffekt war, dass trotz der gewaltigen Menge an durchgearbeitetem Lernstoff man direkt danach noch richtig aufgekratzt war von dem didaktisch super gut und klug aufgebauten Intensivkurs. Trotz der späten Stunde wollte man direkt danach am liebsten noch weiterlernen.

An einem dieser Abende saß eine damals schon über 40-jährige Studienkollegin, die ich bis dato noch nie gesehen hatte, und war vom Kurs ebenso begeistert. Also schlug ich ihr vor, bei mir zuhause weiterzulernen. Und taten das dann auch bis fast 2 in der Nacht. Ihre Wissenslücken waren erschreckend und ich hatte große Zweifel, ob sie das Physikum schaffen würde. Und habe es auch nie erfahren. Doch beim Einpacken ihrer Bücher murmelte sie wie neu erbaut vor sich hin: Mensch, jetzt weiß ich endlich, wie ich lernen muss!

Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber gut hat’s getan.


Und da aller guten Dinge 3 sind: Hier noch eine dritte wahre Begebenheit

Nachdem mein Informatik studierendes Söhnlein im September ‘16 für paar Tage bei mir zu Besuch war und wir dabei 2 Tage lang den Lernstoff für sein Anwendungsfach Medizin durchgearbeitet hatten – und zwar im Prinzip ganz genau so, wie ich es auch in meinem Kurs tun werde – schrieb er mir ein paar Tage später: Ich muss sagen: was wir in Immunologie zusammen durchgeackert haben, hat’s mal wieder echt gebracht. Zu diesem Thema werde ich für die Klausur jetzt nicht mehr allzu viel tun müssen. Und launig war’s auch. Wie immer, halt :-)
Es dauerte dann halt ein paar Sekunden, bis ich mir die Mundwinkel wieder von den Ohren schräg nach unten zurück an ihren Platz gezogen hatte.
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Lieber also ein paar solcher Geschichten von mir im Sinne der Empfehlung zu Ihrer Teilnahme an meinem Vorbereitungskurs für das Medizinstudium, als überschwänglich gelobt zu werden von Schmachtenden, von denen letztlich kein Leser wissen kann, ob jene überhaupt real sind, geschweige denn die Wahrheit bekundet haben. – Das zumindest ist meine Ansicht. 

Und doch kann natürlich genauso jeder Hämische jetzt sofort denken oder laut behaupten, ich hätte all diese Anekdoten ja auch nur erfunden... Nun, wer das glaubt, der soll es tun. Und darf mich mal gerne haben.

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