Die Bücher

Durch den Neuaufbau meines PC im Herbst '17 wurde jede einzelne Seite meines 348-seitigen Buches Basiswortschatz der Anatomie zerschossen. Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, nahm ich dieses Unglück zum Anlass, mein Fachbuch nochmals akribisch zu überarbeiten, um insgesamt 60 Seiten zu erweitern und ins Format 17 x 24 cm zu vergrößern. Letzteres insbesondere, um endlich einen allseits angenehm breiten Seitenrand zu erhalten.

Warum ich es bei dieser Gelegenheit zudem in Medizinische Terminologie umbenannte, wird auf der vorherigen Seite erklärt. Bislang gab es jedoch ausschließlich Bücher zu diesem Fach im ersten Semester, die allesamt klein-dünn-billig waren und sind. Mit Blick auf Medizinstudenten sind diese durchweg verantwortungslos dumm und fachsprachlich ungenügend erstellt. Das ist nicht einfach meine Meinung, sondern mit wirklich maßvoll realem Blick auf den Beruf des Arztes schlicht eine Tatsache! Studentische Frischlinge jedoch können eben dieses Faktum nicht beurteilen und somit auch nicht durchschauen, sind allerdings über Ratschläge seit Jahrzehnten auf kleindünnbillig konditioniert.

Da also Studenten seit dem Erscheinen meines Buches insbesondere von höhersemestrigen Kommilitonen gesagt bekommen, dass solch eines für Termi viel zu dick sei und auch viel zu teuer, sah ich mich dazu genötigt, parallel zu diesem eine abgespeckte Version zusammenzustellen - und nannte sie unterbetitelt Das Kompendium. Und das andere eben Das Lehrbuch. 

Im Februar 2018 beide publiziert, erhielt ich keine 2 Wochen später den freundlichen Hinweis auf einen derart krassen Fehler, so dass ich mich dazu gezwungen sah, beide Ausgaben sofort abermals zu redigieren. Als ich dies in akribischer Haltung hoch konzentriert anging, blieb ich in Kapitel 4 bei "Steißbein" hängen, welches da im Lateinischen Os coccygis also "Kuckucksbein" genannt wird. Da ich schon in meiner Basiswortschatzausgabe mit "Keilbein" und "Schlüsselbein" krasse Abschreibfehler aufgezeigt hatte, die schon seit dem Mittelalter von allen nachgeschwatzt und somit falsch weitergetragen werden, kam mir der Verdacht, dass es auch hier nicht mit rechten Dingen zugehen könne...

Lange Rede kurzer Sinn: Auch dieser Knochen hatte entweder durch das hirnlose Abschreiben oder durch das falsche Aussprechen von irgendeinem Trottel in einem seiner Vorträge eine völlig sinnentstellende Bezeichnung erfahren. Und weil dies seither ohne jedes eigenständige Mitdenken - wie immer! - von allen devot nachgeträllert wird, packte mich die Wut. Deshalb nahm ich beim Redigieren meines Buches zum ersten Mal die grundsätzliche Haltung ein, jede einzelne Fachvokabel auf ihren Sinn und auf ihre Stimmigkeit hin zu überprüfen. Was bis Anfang Juli 2018 dauerte.

Die Anzahl der Fehler und insbesondere die sinnentstellende Offensichtlichkeit so mancher Fachwörter machte mich bald sprachlos. Deshalb stellte ich die nachfolgende Vokabelfehlerliste zusammen und versendete diese Ende August 2018 per Post mitsamt einem (zugegeben nicht gerade allzu nachsichtigen resp. verständnisvollen) Begleitschreiben an alle Anatomen mit der Venia Legendi. Denn ob es jenen Lehrstuhlinhabern in den Kram passt oder nicht: Eine derer Aufgaben ist es, die Korrektheit der Sprache und im Kern deren Sinnhaftigkeit zu bewahren! Mag dies zwar auch die Aufgabe aller medizinhistorischer Institute sein, worauf nun ganz sicher sogleich sehr viele (ehrenkäsig beleidigte) Anatomen verweisen werden, doch sie selbst stehen mindestens ebenso sehr in der Verantwortung!

Vermutlich werde ich im Laufe der Zeit die eine oder andere anerkennende Resonanz von all diesen Habilitierten dafür erhalten. In der Mehrheit aber wird mich deren Wut und Hass treffen, ihr Hohn und Spott mich anspucken, und ihre Verachtung bis hin zu Verleumdung mich erreichen. Bekundet in Hörsälen allen anwesenden Studenten gegenüber. Oder auch deren komplette Missachtung.

Aber auf gar keinen Fall wird die überragende Mehrheit der Angeschriebenen sich der höheren Ordnung im Sinne von Stimmigkeit und Wahrheit unterordnen wollen. Neinein, sie selbst wollen die doch höhere Ordnung sein! Und schon allein aufgrund meiner Kritik nun ganz genau so (trotzig!) weitermachen, wie bisher. Dies besagt die Geschichte der Menschheit. Denn so ist es nun mal:

  -  wer auf seinem Gebiet unbedingt ein König sein will und dies dann und wann sogar geschafft hat,

  -  wer schon X mal dieses oder jenes gesagt oder gar gelehrt hat und sich dieses oder jenes nun als falsch erweist,

  -  wer um alles in der Welt zu stolz und somit schlicht zu feige ist, um sich selbst und anderen gegenüber Fehler einzugestehen,

der hat in aller aller Regel nicht die menschliche Größe und auch nicht die Weitsicht mit Blick auf sein Leben nach diesem Leben, sich selbst tunlichst besser hier der Wahrheit zu fügen. Trüge dies in solchen Fällen doch nun mal zwangsläufig eine Form von Entlarvung und folglich eine Art von Blamage in sich. Zumindest aus der instinktiven Sicht- und Denkweise solch lächerlich dummer Egos.

Denn je höher deren Ansehen in einer Gesellschaft, je mehr sie sich als Koryphäen erachten oder erachtet werden, desto unerträglicher ist denen allein der Gedanke, sie könnten etwas Falsches gelehrt oder gar publiziert haben... Und je krasser der Fehler sich als solcher erweist, desto mehr verweigern sie die Einsicht zu diesem. Im Grunde genommen gibt es Milliarden solcher Kleingeister auf dieser Welt. Und alle werden sie enden als Spreu.

Genau solch einen zu befürchtenden Imageverlust können subtile Narzissen niemals ertragen! Zwar haben insbesondere die hier sich angesprochen fühlen Dürfenden hoch gearbeitet zu Präsidenten, zu Professoren, zu Direktoren und bis in ähnliche Honorationen - über welch hehrem bis hin zu hehlem Wege auch immer - sind und bleiben aber in der Tiefe ihres Geistes dennoch klein. Eben weil solche Charaktere trotz all ihres Ansehens nie zu wahren Persönlichkeiten herangereift sind. Bemerken dies jedoch nicht... bis es eines Tages zu spät sein wird dafür. Ganz plötzlich.

Wären sie wirklich Persönlichkeiten, sie würden mit völliger Selbstverständlichkeit einen Fehler dem Sinne nach umgehend korrigieren. Und sich selbst folglich auch. Und sich dabei - Oh welch Wunder! - noch nicht einmal einen Zacken aus der Krone brechen! So aber werden sie lieber eine fadenscheinige Begründung heranziehen, warum man diesen oder jenen Fehler so stehen lassen müsse; oder dass dieses oder jenes doch gar kein Fehler sei, dabei größtmögliche Souveränität mitsamt Erhabenheit mimen - und sozusagen der Vollständigkeit halber den Verfasser dieser Zeilen zutiefst diskreditieren. Tja, so sind sie... Nicht alle. Jedoch nun mal die allermeisten.

Hier also die Vokabelfehlerliste. Zum Anschauen, oder auch zum Herunterladen.